Leben in der Oase Bahariya

 
Die meisten Leute in der Oase Bahariya leben von der Landwirtschaft. Morgens nach dem Frühstück geht es für die meisten direkt auf das Feld bzw. in die Gärten der Oase. Dort arbeiten sie größtenteils ohne große technischen Hilfmittel. Das Gras wird immer noch mit einer Sichel geschnitten und auch sonst wird alles noch von Hand geerntet. Die Ernte wird dann meist per Esel, Pickup oder Jeep zurück in die Oase transportiert, wo sie gebraucht wird. Gearbeitet wird nur bis zur Mittagshitze, dann macht man erst einmal Pause um nach dem Nachmittagsgebet noch den Rest des Tageswerkes zu erledigen. Etwa zur Zeit des Sonnenuntergangs geht es dann nach Hause, wo erst einmal das Gebet gesprochen wird. Im Winter ist es abends/nachts so kalt, dass viele schon direkt nach dem Abendgebet oder dem Abendessen schlafen gehen; im Sommer wird die Nacht zum Tage; geschlafen wird erst spät und wer's kann, nächtigt draußen...

Die Frauen der Oase gehen normalerweise nur dann arbeiten, wenn sie es müssen (will heißen, wenn der Mann nicht genug verdient um die Familie zu ernähren). Für viele Frauen spielt sich das Leben daher innerhalb des Hauses bzw. des eigenen Grundstückes ab. Ausgegangen wird nur selten zu besonderen Anlässen und ist immer willkommene Ablenkung. Ansonsten besteht die Aufgabe der Frauen darin, sich um Haus und Hof zu kümmern, Essen zu kochen und außerdem ein Auge auf die Kinder zu haben... die meisten Frauen hier sind durchaus mit dem zufrieden, was sie haben, schließlich wurden sie genau auf dieses Leben von klein auf vorbereitet.

Für die Kinder beginnt der Tag auch am frühen Morgen, denn dann ist es Zeit zur Schule zu gehen. Mittlerweile setzt sich der Besuch des Kindergartens durch. Nach der Schule ist es dann für viele (v.a. die älteren) Zeit entweder der Mutter im Haushalt zur Hand zu gehen oder dem Vater und den älteren Brüder auf dem Feld. Viele Jungs und Mädels schwänzen schon mal die Schule um das auch vormittags zu tun. Überhaupt gehen die meisten nicht so gerne in die Schule (was vielleicht daran liegt, dass zur Bestrafung noch immer mal Schläge eingesetzt werden...); es gibt außerdem einige die zwar die Schule besucht haben und über ein Abschlusszeugnis verfügen, aber weder lesen noch schreiben können. Diejenigen, die es gelernt haben und deren Vater sie finanziell einigermaßen unterstützen kann, werden später mal die Universität in Kairo besuchen.
 
Der Tourismus und die stärkere Anbindung der Oase Bahariya an das restliche Ägypten haben dazu geführt, dass sich vieles in der Oase in den letzten Jahren stark gewandelt hat:
 
So arbeiten viele Männer mittlerweile im Tourismus. Entweder in den vielen Hotels und Camps oder als Fahrer (teils mit eigenem Jeep) und/oder Guides für ausländische Touristen. Gerade als Fahrer oder Guide haben sie dabei einen völlig anderen Lebensrhythmus als der Rest der arbeitenden Bevölkerung: während der Saison (ab Oktober bis Ostern) sind sie viel unterwegs. Dabei können die einzelnen Wüstentouren von ein paar Stunden bis hin zu mehreren Wochen dauern. Im Sommer ist Nebensaison und dementsprechend wenig los: die Männer verschlafen den Tag und sind viel mit ihren Freunden unterwegs. Ihr Leben spielt sich eher außerhalb der eigenen vier Wände ab.
 
Mit den Touristen kam auch ein vermeintlicher Wohlstand: in kurzer Zeit und mit relativ geringer Anstrengung ist es möglich mehr zu verdienen als vorher. Das hat u.a. zur Folge, dass einige versuchen, auch auf unehrliche Art und Weise, Geld zu verdienen. Gerechtfertigt wird solch ein Verhalten mit dem Hinweis darauf, dass so eben das "Business" sei.
 
Seit ein paar Jahren gibt es einen regelrechten Grundstücks-Boom: Investoren aus dem restlichen Ägypten (v.a. aus Kairo) kaufen Land zu hohen Preisen um darauf Landwirtschaft zu betreiben, ein weiteres Hotel zu errichten oder einfach auf weiterhin steigende Grundstückspreise zu spekulieren.
 
Aufgrund dieser Entwicklungen kann man annehmen, dass sich das Leben der Oasenbewohner wie in den ersten drei Abschnitten beschrieben, in den nächsten Jahren weiterhin stark verändern wird.
 
Noch mehr Informationen über das Leben in den Oasen finden Sie in unserem Oasen-Forum.